Nahwärme für Schwindkirchen
Die Klima- und Energiekostenkrise samt Habeck’schem Heizungsgesetz machen auch vor Schwindkirchen nicht halt. Jetzt trifft es nicht nur die öffentlichen Gebäude, sondern viele Hausbesitzer, insbesondere solche, deren Heizung in die Tage kommt. Über das Risiko erdrückender Heizkostensteigerungen hinaus, werden möglicherweise unerschwingliche Investitionen in neue Heizsysteme verlangt. Gut hat es - nach aktuellen Entwurfsstand des Gesetzes - derjenige, der sich an ein Fern-/Nahwärmenetz mit Energie aus nachwachsenden Rohstoffen anschließen kann.
Im AKZS hat bereits letztes Jahr die Arbeitsgruppe “Nahwärme” mit einem Konzept begonnen. Detailinformationen findet Ihr in der Unterlage “Machbarkeitsstudie”.
Infoabend zur Nahwärmeplanung in Schwindkirchen am 28.10.2024 beim Stoaberger
Thema: Nahwärmenetz in Schwindkirchen
Teilnehmer: Rund 100, davon etwa 80 potenzielle Anschließer; ca. 40 haben sich auf einer Teilnehmerliste für eine Teilnahme eingetragen.
Ort: Stoaberger
Einleitende Begrüßung: Günther Drobilitsch, sichtlich beeindruckt von der hohen Teilnehmerzahl, leitete den Abend ein und übergab an den Planer Günther Kiefinger.
Vortrag von Günther Kiefinger (Planer und Nahwärmeexperte)
Herr Kiefinger stellte die bisherigen Projekte in einer PowerPoint-Präsentation vor und führte aus, dass er aktuell zahlreiche Projekte im Landkreis betreut, unter anderem in den Orten Hampersdorf, Grüntegernbach, Wasentegernbach und in Dorfen. Auch das Kloster Algasing sei vor 10–15 Jahren angeschlossen worden.
Technische Informationen zur Wärmeerzeugung und Verteilung:
- Detaillierte Informationen zur Wärmeerzeugung, Pufferspeicherung, Verteilung und den Anforderungen in den Häusern der zukünftigen Anschließer.
- Schwerpunkt: Leckageerkennung und die Sicherheitsaspekte der Verlegung auf öffentlichen Straßen (risikoärmer als auf privatem Grund ohne Dienstbarkeiten).
- Glasfaserkabel-Leerrohre sollen zeitgleich verlegt werden.
- Übergabestationen: Die Häuser erhalten eigene Komponenten, zentral gesteuerte Fehlerdiagnose ermöglicht eine schnelle Reaktionsmöglichkeit bei Ausfällen.
- Temperaturen: Die Vorlauftemperatur im Pufferspeicher soll 90 Grad erreichen, an den Häusern dann 75–80 Grad.
Publikumsfragen: Das Publikum zeigte großes Interesse und stellte zahlreiche Fragen, etwa zur Sinnhaftigkeit der hohen Vorlauftemperatur, der Sicherheit gegen Grundwasser, den notwendigen Tiefen der Leitungen sowie den Aspekten der Preisgestaltung und Monopolstellung.
Planungen zur Infrastruktur und zum Betrieb
- Heizanlage: Eine Hackschnitzelheizung mit 600 kW Leistung ist vorgesehen, unterstützt von einem fossilen Spitzenlastkessel.
- Finanzierung: Die Grundinvestition von geschätzten 1,5 bis 2 Millionen Euro soll durch BAFA-Förderungen und die Anschließer gedeckt werden. Geplant sind 35 Anschließer, bei Erreichen dieser Anzahl soll der Bau im Frühjahr 2025 beginnen und zwei Jahre dauern.
- Leitungskreuzungen: Die geplante Leitung wird sowohl die Autobahn (in offener Bauweise) als auch einen Bach (mittels Durchbohrung) kreuzen. Die entsprechenden Genehmigungen sollen im Winter von den zuständigen Behörden erteilt werden.
Ausfall- und Sicherheitsplan
- Bei einem Totalausfall der Wärmeerzeugung ist der Anschluss einer mobilen Notheizung vorgesehen.
- Die Wartung der Anlage sowie zukünftige Vorschriften wurden als mögliche Risikofaktoren angesprochen.
Kostenschätzungen und Fördermöglichkeiten
- Anschlusskosten: Hausanschluss mit Übergabestation und Regelung kostet 18.000 Euro mit bis zu 10 Meter Leitung am Grundstück; jeder weitere Meter: grob 120€. abzgl. Förderung auf Grundlage Einreichung bei der BAFA der Angebote von Günther mit dem Hausanschluss und Heizungsbauer für Umbau im Keller und Anschluss an bestehendes System.
- Laufende Kosten: Messpreis von ca. 140 Euro pro Jahr, Grundpreis ca. 380 Euro, Arbeitspreis 9 Cent/kWh netto (angepasst an den Hackschnitzelindex).
- Fördermöglichkeiten: Mögliche Fördersummen für den Anschließer: 30% Grundförderung, bei >20 Jahre alter Heizung weitere 20%; unter 40.000€ Bruttoeinkommen nochmals 20%.
Langfristige Vertragsgestaltung:
- Vertragslaufzeit: Die Verträge sollen zunächst für 10 Jahre abgeschlossen werden und verlängern sich automatisch um jeweils 5 Jahre.
- Monopolfrage: Auf die Frage, ob Herr Drobilitsch ein Monopol innehätte, wies er darauf hin, dass der Preis gesetzlich reguliert werde.
Ausblick Die Planung sieht vor, das neue Baugebiet zu erschließen und bestehende Heizungen sowie Speicher im Zusammenspiel mit dem neuen Nahwärmesystem weitgehend zu integrieren. Ein mögliches Hindernis stellt die parallele Verlegung von Trinkwasserleitungen und Fernwärme dar, die als technisch anspruchsvoll bezeichnet wurde.
NB: Die oben genannten Zahlen sind keine endgültigen Zahlen/Werte, da diese von verschiedenen Parametern abhängen wie Anzahl der Anschließer / Energieverbrauch der Gebäude / Leitungslänge / Staatliche Zuschüsse / u.v.m
[Zusammenfassung des Info-Abends von Ferdinand Zilcher]
[Bilder: Alfred Mayerhofer]
Bericht über diesen Infoabend in Dorfener Anzeiger
Artikel im Dorfener Anzeiger zum Thema Heizung vom 12. Nov 2024