Geschichte Schwindkirchens:
Folgendes wurde entnommen als Teil des Prospektes der Dorferneuerung Schwindkirchen 1992-2002 (PDF Seiten 4-6)
https://schwindkirchen.com/images/Dorferneuerung1992/1992-Dorferneuerung-SKN-Prospekt.pdf
Vor Jahrtausenden von Jahren begannen in den Alpen riesige Gletscher zu schmelzen, die Eis und Schuttmassen bis in unsere Landschaft schoben. Es entstand die Endmoränenlandschaft, in der wir leben. In der Folge erstreckte sich zwischen Inn und lsar ein einziger, gewaltiger, unwegsamer Urwald. Funde im weiteren Umfeld beweisen, dass kleinere Besiedlungen und Verkehrswege vorhanden waren. Allerdings fehlen in unserem Bereich gesicherte Funde aus vorkeltischer oder keltisch-römischer ziviler Besiedelung. Auch die germanischen Herren besiedelten unser Gebiet vorerst nicht. Erst im 7. und 8. Jahrhundert begannen größere Rodungen vor allem von den Tälern her, in die Waldgebiete vorzudringen.
Zu diesen ersten Siedlungen gehört auch Schwindkirchen (775 erstmals urkundlich erwähnt). Der 0rt dürfte aber älter sein. Suinen (aus dem Moor herausarbeiten) bildet den Stamm des ersten Wortteiles. So könnte man Schwindkirchen »als Kirche aus dem Moor herausgearbeiteten Ort« bezeichnen. Der Name war im Laufe der Jahrhunderte einer steten Änderung unterworfen. Suin - Swin - Swend - Schwind; ebenso kirch - kirchin - kirha - kirchen. Die ersten Anfänge des Christentums dürften bis in die Römerzeit zurückreichen, ohne dass man aber von christlichen Gemeinden sprechen könnte. Zudem waren die heidnischen Elemente zu diesem Zeitpunkt noch sehr stark. So dass erst Herzog Theodo sich um das religiöse Leben seines Volkes kümmerte. Die Kirchenorganisation wurde erstellt mit Salzburg als Erzbistum und den Suffraganbistümern Freising, Regensburg und Passau. Als kleineres Zentrum dieser Tätigkeit gilt Altötting. Von hier aus drangen Missionare inn- und isenaufwärts. Von Dorfen aus, wo sich die Mönche auf dem Ruprechtsberg niederließen, wurden die Kirchen Schwindkirchen und Stollnkirchen an erhöhten Stellen über der Goldach gegründet. Dass der hl. Rupert sich selbst in Dorfen aufgehalten hat, ist bis jetzt nicht widerlegt. Auf alle Fälle hat er die Marienverehrung verbreitet. So verdankt Schwindkirchen dem hl. Rupert oder dessen Schülern das Licht des Evangeliums.
Pate und Taufkirche ist das Zönobium Tegernbach. Daten aus dieser Zeit (speziell Grundstücksbewegungen) belegen, dass Schwindkirchen um 850 Seelsorgekirche war und etwa an gleicher Stelle sich befand, wie die jetzige. Nachdem Schwindkirchen sehr früh als Kirchort genannt wird, handelte es sich hier um eine der älteren Siedlungsgruppen; dies belegen alte, zum Teil unveröffentlichte Pfarrchroniken, die von ansässigen Familien sprechen, aus denen auch Bischöfe (Bischof Andreas von Venezia, Bischof Franco) hervorgehen. Die Pfarrorganisation Schwindkirchen wurde im 11. Jahrhundert umgrenzt und hat sich bis 1821 kaum geändert. lm Jahr 1266 wurde sie dem Domkapitel Freising zugeordnet.
907 zogen die Ungarn mordend und plündernd das lnntal hinauf und gelangten im lsen- und Goldachtal bis zu uns. Wasentegernbach, Mainbach und Schwindkirchen sanken in Asche. Nach diesen stürmischen Zeiten übernimmt der Weltklerus die Seelsorge. Es entstehen sog. Herrensitze. Auch in der Pfarrei Schwindkirchen gab es mindestens sechs Herrensitze: Schwindkirchen, Schiltern, Schönbrunn, Armstorf, Moosen und Wasentegernbach, welches wohl das berühmteste Schloss war. Von der Siedlungsgeschichte her bestand eine enge Beziehung zum oberen lsengebiet und die Herren auf den Sitzen sind diesen Geschlechtern zuzuordnen. Aber sie gelangten immer mehr in den Einfluss der Edlen von Haag (Grafschaft Haag). Deren Streben zielte stets dahin, sich von Bayern unabhängig zu machen, was sie im Jahr 1180 erreichten. Um 1200 verschwinden die Edlen von Schwindkirchen und Schiltern und Schwindkirchen gehört (und bleibt kirchlicher und bäuerlicher Mittelpunkt im Nordosten) der Grafschaft Haag. Der letzte Graf von Haag, Ladislaus, vermählte sich im Jahre 1540 mit Maria Salome von Baden, die nach der lutherischen Lehre erzogen wurde. Sie bewog ihren Gemahl auch in der Haager Grafschaft die Reformation einzuführen. So wurde die Pfarrei Schwindkirchen mit einem Schlage dem Protestantismus zugeführt. Als 1566 der letzte Graf kinderlos stirbt, gelangte die Reichsgrafschaft an die bairischen Herzöge mit der kaiserlichen Auflage, dass die freie Grafschaft bestehen bleibt. Damit kehrt auch die katholische Ordnung wieder in die kirchlichen Verhältnisse zurück. 1646/47 durchziehen Schweden und Franzosen die Gegend. Aufzeichnungen im Kloster Gars berichten, dass alle Häuser niedergebrannt und die Einwohner ermordet wurden, die nicht über den lnn flohen. lm spanischen Erbfolgekrieg (1704-1715) wird die Grafschaft als Reichslehen österreichisch. ln der Folge müssen die einheimischen Burschen und die verheirateten Männer zu den ungarischen Regimentern. Als 1777 Max lll. ohne männlichen Erben starb, betrachtete der Kaiser Haag als heimgefallenes Reichslehen. Bis zum Friedensschluss 1779 blieb die Grafschaft österreichisches Gebiet. Bis 1803 blieb die Grafschaft bestehen. Bei der Neugliederung kam Schwindkirchen zunächst zum Bezirks- und Rentamt Wasserburg, Landgericht Haag, dann nach Erding, wieder nach Wasserburg und 1879 nach mehreren Eingaben zum Bezirks- und Rentamt sowie Landgericht Mühldorf. Schwindkirchen war bis 1972 eigenständige Gemeinde. Anschließend entschieden sich die Bürger für eine Eingemeindung nach Dorfen, wodurch Schwindkirchen zum Landkreis Erding kam. Ein Zeugnis der Vergangenheit war lange die Siegespappel Napoleons auf dem Kreuzberg. Sie wurde als Sieges- und Orientierungszeichen an exponierter Stelle gepflanzt. Zu sehen war sie von Armstorf bis weit ins östliche lsental. Nach den Befreiungskriegen wurden Feldkreuze hinzugestellt, um der gefallenen Bayern zu gedenken und den ursprünglichen Sinn vergessen zu machen. Dieser Ort (Kreuzberg), ist auch heute noch der schönste Aussichtspunkt Schwindkirchens über dem Goldachtal. Während der Dorferneuerung wurde das Denkmal der Flurbereinigung dort aufgestellt. Auch dieses bis dahin vergessene Denkmal hat nun einen würdigen Platz gefunden. Der Ort Schwindkirchen führte nie ein Wappen. Aber während der Dorferneuerung wurde ein Wappen kreiert, das aber nur als Symbol gelten kann, weil die Verleihung eines Wappens aus rechtlichen Gründen nicht möglich ist.
Die Kirchengeschichte:
Die Vorgängerkirche in Schwindkirchen wird 1738 in der Schmidt'schen Matrikel als »alt, fest und guter Bauart« beschrieben. Sie hatte fünf Altäre: Hochaltar zu Ehren der Muttergottes, den Johannes-, Paulus-, St. Anna-, Mariahilf und Allerseelenaltar. An jeder Seite der Kirche war eine Kapelle mit jeweils einem Altar. Im Turm waren vier Glocken. 1763 wurde sie renoviert und hatte nun einen Zentralbau mit sieben Altären. 1781 schrieb Pfarrer Wolfmiller an den Administrator in Haag: »Es ist ein finsteres und winkelhaftes Gebäude, in welchem mehr als der dritte Teil der Leut nicht auf den Altar sehen«. Sie war dem Einsturz nahe; überall zeigten sich Spalten und Öffnungen. Beim Eintreffen des Papstes Pius VI. in Ramsau wurde die Bitte erneut vorgetragen und der Neubau genehmigt (1782). lm März 1782 wurde die alte Kirche abgebrochen und bereits am 10. April 1782 erfolgte die Grundsteinlegung unserer heutigen Kirche. Der Architekt des Frühklassizismus Leonhard Matthäus Gießl fertigte den Riss zur neuen Kirche. Er kann als einer der begabtesten unter den Münchner Hofbaumeistern der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts angesehen werden. Die Baukosten beliefen sich auf 17000 Gulden. Finanziert wurde der Bau aus dem Vermögen der Armenseelenbruderschaft (die 1706 bereits ein Vermögen von 20000 Gulden hatte) und aus den Kirchenstiftungen der Filialkirchen von Coloman, Kastulus und Mainbach. Die Pfarrangehörigen leisteten Fahrdienste und lieferten Material. Die Ausstattung wurde von namhaften Künstlern gefertigt. Die Stukkaturarbeiten fertigte der Hofstukkateur Franz Xaver Feichtmayr. Die Formen wenden sich ab vom Rokoko und führen zum Klassizismus hin. Der kurfürstlich pfalzbayerische Hofmaler Christian Wink malte die Kirche aus. Die Bildhauerarbeiten gehen zurück auf Christian Jorhan, Bildhauer in Landshut. Viele andere wirkten beim Bau und der Ausstattung mit, alle hier aufzuführen würde den Rahmen aber sprengen. Zusammengefasst sollte aber erwähnt werden, dass die Pfarrkirche St. Maria Himmelfahrt in Schwindkirchen in Entstehung und Ausführung den Übergang von der Epoche des kraftlos gewordenen Rokoko in den aufklärerischen Frühklassizismus dokumentiert.
Berühmte Persönlichkeiten :
Georg von Dillis (1759-1841)
Die Familie der Dillis ist seit 1690 im Matrikel nachweisbar. Die Männer sind als Jäger, später Revierförster in Grüngiebing ausgewiesen. Auch die Frauen stammen aus der engeren Umgebung. Maximilian Johann Georg wurde am 26.12.1759 als ältester Sohn des kurfürstlichen Revierförsters Wolfgang und seiner Frau Elisabeth beim Jager in der Gmain geboren. Georg besuchte in München das Gymnasium und nahm bereits damals Zeichenunterricht. Anschließend studierte er in Ingolstadt Theologie und wurde 1782 zum Priester geweiht. Er übte aber nie ein Pfarramt aus und ließ sich 1786 von seinen Seelsorgepflichten entbinden. Er nahm weiter Zeichenunterricht und unterrichtete selbst Kinder adeliger Familien. Im Auftrag von Rumford stellte er Ansichten der Landschaften Oberbayerns in Aquarellen dar. Er reiste viel (u. a. Mittelmeerraum). Er war ab 1790 Inspektor an der Galerie im Hofgarten, gehörte zu den bedeutendsten Malern Süddeutschlands und hatte grundlegenden Einfluss auf die Münchener Malschule. 1808 wurde er Professor für Landschaftsmalerei an der neugegründeten Akademie. Unkonventionell verbindet er die Auffassungen des späten 18. Jahrhunderts mit den späteren Münchner Freilichtmalern. Er ist Mitbegründer der Münchner Landschaftsschule. Auch auf dem Gebiet der Bildnismalerei war Dillis ein bedeutender Vertreter, obwohl es nur ein Nebenprodukt war. Dillis prägte das Münchner Kulturleben mit, stand er doch in engstem Kontakt zum Hof. Als Museumsmann stellte er sein großes Talent in den Aufbau der Gemäldesammlungen. Geschickt beratend, vermittelnd und bestimmend, war er ein Kunstmanager ganz neuen Typs. Der Aufbau der Pinakothek (Einweihung 7.4.1826) und die Inventarisierung der Gemäldebestände zählten zu seinen Aufgaben. Münchens Sammlungen wären ohne Georg von Dillis um viele Schätze ärmer.
Johann Georg Wolfmiller (1769-1815)
Pfarrer, in Schwindkirchen begraben. Seinem Bemühen ist vor allem der Bau der Schwindkirchner Kirche Maria Himmelfahrt zu danken. Weiter hat er dem Schulwesen in Schwindkirchen neben Lehrer Jaud große Verdienste erwiesen. Pfarrer Braun schrieb in seiner Dokumentation über ihn: »Trotz der vielen Mühen und Leiden (Kirchenbau, Pfarrdismenbrationanträge, Sorge für die Erhaltung der Kirche in Coloman, Einquartierungen aller Art) verlor er nie die Schule aus dem Auge«.
Johann Babtist Jaud (1773-1841)
begraben in Schwindkirchen, Lehrer, Mesner, 0rganist, Hochzeitslader, Grabmacher, gebürtiger Tiroler, verheiratet mit der Witwe Cäcilia des verstorbenen Lehrers Vilgertshofer; lebte vorher in München, wo er das Gymnasium und Lyceum besuchte, Singknabe und Orgelspieler in Mathäuskirche war. Er hatte (entgegen seinen Vorgängern) auch die Lehrerprüfung. Die Schule Schwindkirchen galt als eine der besten im Bezirk München. Dies alles war Hauptverdienst des Lehrers Jaud. Pfarrer Braun schrieb in seiner Dokumentation über ihn: »Mit Wissen reich versehen, war er der rechte Mann, der die Schule rasch in die Höhe brachte«. Alle Berichte über ihn verkünden nur Lob. Dabei hatte er einen edelmütigen, uneigennützigen Charakter, eine hingegebene Liebe zu den Kindern und diese hingen auch an ihm mit Leib und Seele. Selbst am Krankenlager versammelte er diese um sich und gab noch Unterricht. 30 Jahre lang hielt er die Feiertagsschule umsonst, 41 Jahre lang wirkte Jaud als Lehrer; »was er alles getan, weiß nur Gott allein«. Besonderes Augenmerk richtete Jaud auf die Obstbaumzucht. So heißt es schon 1803: »Für heuer wurde den Kindern das Pfropfen und Veredlen wilder Obstbäume gezeigt«. Der aus der Dorferneuerung hervorgegangene Verein für Gartenbau- und Landespflege Schwindkirchen e. V. hat sich u. a. auch die Obstbaumzucht zur Dorfverschönerung gesucht. Dabei wird er von Kindern der jetzigen Grundschule unterstützt. Um dem Lehrer Jaud ein gebührendes Andenken zu setzen, ist beabsichtigt im Garten des Pfarrareals einen Obstlehrgarten anzulegen, der nach dem verstorbenen Lehrer Jaud benannt wird.
Zusammengestellt von lrmgard Beyer (nach Aufzeichnungen und Unterlagen von Herrn Alois Lehrhuber)